Ein Audiowalk
zum 30-jährigen Jubiläum der frauenOase
Der Verein «frau sucht gesundheit» entstand 1992 aus einer Arbeitsgruppe der Aidshilfe beider Basel. Im Zuge der prekären Lebensbedingungen für Frauen in den offenen Drogenszenen der 80er und 90er-Jahre in der Schweiz hat der Verein «frau sucht gesundheit» 1994 die niederschwellige Anlaufstelle «frauenOase» gegründet, die seither für Frauen da ist, die von prekären Lebensumständen betroffen sind und ihren Lebensmittelpunkt «auf der Gasse» haben.
Die Anliegen und Probleme, mit denen Besucherinnen die frauenOase aufsuchen, sind vielfältig und haben sich seit der Eröffnung im Jahr 1994 stetig verändert. Was unverändert geblieben ist, ist die Tatsache, dass alle Themen, die die Besucherinnen der frauenOase mitbringen, mit Marginalisierung und Stigmatisierung einhergehen und frauenspezifische Faktoren mit sich bringen, die es zu berücksichtigen gilt.
Marginalisierung wird als sozialer Vorgang beschrieben, bei dem Bevölkerungsgruppen an den „Rand der Gesellschaft“ gedrängt werden, weshalb auch oft von “Randständigen” die Rede ist. Ein Begriff, der mit vielen Vorurteilen und negativen Zuschreibungen verbunden ist. Der Begriff ist insofern zutreffend, als dass “randständige” Menschen aufgrund von Armut, unterschiedlichen Einschränkungen und aufgrund von Stigmatisierung nicht oder nur eingeschränkt am wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Leben teilnehmen können. Und er ist insofern falsch, als dass sich “randständige” Menschen mitten unter uns allen aufhalten und ihr Lebensmittelpunkt oft mitten im Zentrum ist. Sie nutzen aber zwangsläufig ganz andere Einrichtungen, Angebote und Strukturen als die meisten Bewohner*innen dieser Stadt. Mit diesem Audiowalk möchten wir Sie zu einigen Orten mitnehmen, die auf unterschiedliche Weise eine wichtige Rolle für Frauen mit Lebensmittelpunkt auf der Gasse spielen oder gespielt haben. An jedem dieser Orte können Sie sich ein Gespräch anhören, dass wir mit Fachpersonen geführt haben zu sechs Themen, mit denen wir in der frauenOase oft konfrontiert sind. Die Gespräche geben jeweils einen kurzen Einblick in diese Themen, was frauenspezifische Faktoren dabei sind, welche massgeblichen Veränderungen dazu stattfanden in den letzten 30 Jahren und wie sich die Stigmatisierung dieser Themen entwickelt hat.
Die Gespräche können auch unabhängig vom Spaziergang angehört werden, überall da, wo es Podcasts zu hören gibt. Wir empfehlen Ihnen jedoch, diesen kleinen Mikrokosmos zu beschreiten und wünschen Ihnen einen erkenntnisreichen Audiowalk.
Spenden
Die Kantone Basel-Stadt und Baselland anerkennen die Notwendigkeit der frauenOase und unterstützen den Betrieb mit jährlichen Subventionen. Diese decken ungefähr die Hälfte der benötigten Mittel. Die andere Hälfte unserer Aufwendungen muss durch private Spenden finanziert werden. Wenn Ihnen unser Audiowalk gefällt, freuen wir uns über einen Unkostenbeitrag via Twint oder mit einer Einzahlung auf unser
Spendenkonto: CH34 0900 0000 4001 3850 2
Start der Tour
frauenOase
Hier hat die frauenOase am 3. Juli 1994 ihre Türen geöffnet. Saskia Leu-Hausmann, Geschäftsleiterin der frauenOase, gibt einen kurzen Einblick in 30 Jahre frauenOase und in diesen Audiowalk.
Erster Halt
Armut
Vor der Sozialhilfe Basel-Stadt und schräg gegenüber vom Internetcafé Planet 13, das von Armutsbetroffenen für andere Armutsbetroffene oder Armutsgefährdete geschaffen wurde, widmen wir uns dem Thema Armut.
Dr. phil. Melanie Nussbaumer ist Verantwortliche für Schuldenprävention und Öffentlichkeitsarbeit bei der Beratungsstelle PlusMinus. Domenico Sposato ist Geschäftsführer der Caritas beider Basel. Sie erklären, ab wann ein Mensch in der Schweiz armutsbetroffen ist, welche weiblichen Armutsfaktoren es gibt und warum es so wichtig ist, die strukturellen Faktoren für Armut zu beleuchten, um sie zu entstigmatisieren.
Zweiter Halt
Obdachlosigkeit
Mit dem Standort «Unter der Brücke» nehmen wir ein Klischee auf, das viele mit Obdachlosigkeit verbinden. Sie dürfen sich auch gerne irgendwo in der Nähe einen Sitzplatz suchen, um sich das Gespräch mit Oliver Bolliger anzuhören. Er ist Geschäftsleiter der Gemeinnützigen Stiftung Wohnhilfe in Basel und gibt Auskunft darüber, wie sich prekäres Wohnen in Basel verändert hat in den letzten 30 Jahren und was es auf sich hat mit den Klischees über Obdachlosigkeit und der Haltung, die hinter dem Konzept “Housing First” steckt.
Dritter Halt
Sucht
Am Lindenberg 1 finden Sie zwischen den Pflastersteinen einen Gedenkstein zu Ehren von Heinz Forster, der beim ersten sogenannten «Fixerstübli» mitwirkte, das sich 1989 dort befand. Das «Fixerstübli» war ein Meilenstein für die Entwicklung der Basler Drogenpolitik. Dr. phil. Otto Schmid und Thomas Müller vom Verein Stigmafrei erzählen, was sich seither getan hat in der Schadensminderung und wie es heute um die Stigmatisierung von Menschen mit einer Abhängigkeitserkrankung steht.
Vierter Halt
Gewalt
Auf der Grünanlage »Beim Wettsteinhäuschen« finden Sie einige Bänke, auf denen Sie sich das Gespräch mit Livia Boscardin anhören können und erfahren, weshalb es so schwierig ist, Gewalt einem öffentlichen Ort zuzuordnen. Dr. Livia Boscardin ist Soziologin und Wen-do Trainerin und liefert viele Zahlen und Fakten zu den Themen sexualisierte und häusliche Gewalt und gibt einen ausführlichen Einblick in die Rechtslage von 1994 bis heute.
Fünfter Halt
Psychische Erkrankungen
Der Claraplatz ist einer der Orte, an dem die Mitarbeiterinnen der frauenOase auf ihren aufsuchenden Touren vorbeikommen. Hier können Sie sich inmitten des täglichen Trubels das Gespräch mit Prof. Dr. Undine Lang anhören. Sie ist Klinikdirektorin der Universitären Psychiatrischen Kliniken und berichtet über die Fortschritte in der Behandlung von psychischen Erkrankungen, welche Krankheitsbilder heute noch am meisten stigmatisiert sind und was Frauen für Risikofaktoren für psychische Erkrankungen haben.
Sechster Halt
Sexarbeit
Auf der Claramatte befand sich vor 30 Jahren der damals noch so genannte “Drogenstrich”. Hanna Lindenfelser ist die Geschäftsleiterin der Fachstelle Aliena für Sexarbeiterinnen und berichtet darüber ob es Sinn macht, zwischen verschiedenen Arten der Sexarbeit zu unterscheiden, wie sich die gesetzlichen Grundlagen in den letzten 30 Jahren verändert haben und warum wir uns mehr darauf konzentrieren sollten, was uns verbindet als darauf was uns trennt.
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